kurz zu meiner Vorgeschichte. Wir sind gerade dabei unseren Neubau zu planen, der Bauantrag ist bereits eingereicht. Wir bauen mit einem Generalübernehmer und daher sind die meisten Gewerke bereits enthalten, unter anderem auch die Elektrik. Ein passendes Smart Home war von Anfang an geplant, allerdings habe ich dazu kein Budget von 15-30k€. Würden wir das Gewerk Elektrik aus den Leistungen raus nehmen, würden wir lediglich 4k€ erstattet bekommen. Ich weiß, der Ein oder Andere wird nun sagen, wie könnt Ihr dann überhaupt mit dem Bauträger bauen aber es gibt eben noch zahlreiche andere Faktoren die bei der Auswahl eine Rolle spielen. Lange Rede kurzer Sinn, für 4k€ bekomme ich bestimmt keinen Elektriker der mein Haus als Smart Home verkabelt, da lege ich locker 20-30k€ hin. Also habe ich mich auf die Suche nach Alternativen begeben. Schnell wurde klar, dass man das Meiste klassisch verkabeln und anschließend sinnvoll über Funk nachgerüsten kann. Voraussetzung sind tiefe Unterputzdosen, die aber beim Aufpreis überschaubar sind. So ist es möglich, dass das Gewerk Elektrik komplett im Standard vom Bauträger erstellt wird und bereits von Anfang an alles Funktioniert. Nachgerüstet wird dann anschließend.
Bei der Recherche nach geeigneten Funk-Technologien bin ich auf drei ernst zu nehmende Alternativen gestoßen:
- Loxone Air
- EnOcean
- Homematic
- Beleuchtung (weiße retrofit LED-Spots dimmbar, RGBW maximal punktuell)
- BWMs
- Alarm (Fenster/Tür überwachen, BWMs)
- Beschattung (elektrische Rollläden)
- Lüftung (punktuell dezentrale Lüfter aktivieren/deaktivieren)
- Bedienung (Taster)
Die erste Intension war, auf den offenen Standard EnOcean zu setzen. Der große Vorteil liegt auch in den größtenteils Batterielosen Sensoren/Aktoren. Seit dem Update auf die Loxone Config 7.4.4.14 ist die Anbindung von EnOcean Sensoren und Aktoren in Loxone relativ mächtig geworden. Dies wissen vermutlich viele noch nicht. Über die benutzerdefinierten Sensoren und Aktoren lassen sich nahezu alle EnOcean Sensoren und Aktoren in Loxone integrieren (vorausgesetzt es werden 1BS, 4BS oder RPS Telegramme verwendet). Der Markt an EnOcean Sensoren und Aktoren ist riesig, folgende Auswahl habe ich getroffen
- Beleuchtung: Eltako FUD61NPN-230V Dimmer
- BWMs: Eltako FBH65TFB-wg mit FSNT61-12V/6W Netzteil
- Alarm: HOPPE SecuSignal Toulon oder/und Peha Easyclick Fensterkontakt
- Beschattung: Eltako FSB61NP-230V oder NodOn Roller Shutter Module (erscheint Ende des Jahres)
- Lüftung: NodOn InWall Module
- Bedienung: Peha EnOcean Easyfit Universal Wandsender Wippe + Doppelwippe (alter Tasterstandard)

Loxone Air
Erstmal war mir Loxone Air suspekt, da ich mich an einen speziellen Hersteller, dank proprietärem Protokoll, binde. Der Vorteil liegt aber in der optimalen Zusammenarbeit mit Loxone, da die Komponenten direkt von Loxone kommen und automatisch erkannt werden. Die Auswahl der Komponenten ist natürlich deutlich geringer wie bei EnOcean, dennoch findet man meistens was man benötigt:
- Beleuchtung: Loxone Nano Dimmer Air
- BWMs: Bewegungsmelder Air (ggf. + Netzteil)
- Alarm: Reedkontakte direkt im Fenster verbaut (an Nano IO Air das für Beschattung genutzt wird) oder Loxone Fensterkontakt Air
- Beschattung: Nano IO Air
- Lüftung: Nano IO Air
- Bedienung: Loxone Touch for Nano
Entscheidung
Bis vor wenigen Tagen war EnOcean mein Favorit. EnOcean ist in Summe nahezu gleich teuer (sogar einige 100€ günstiger) und ich kann auf einen offenen Standard setzen. Sollte es einmal ein besseres System als den Loxone Miniserver (inkl. Apps) am Markt geben, kann ich relativ leicht mit allen Komponenten umziehen, da EnOcean bei vielen Smart Home Systeme integriert wird. Die Funkreichweite kann bei EnOcean durch Repeater verlängert werden, auch dies stellt also kein Problem dar. Generell sind Funk-Systeme natürlich nicht so zuverlässig wie feste Verkabelung, da darf man sich nichts vor machen. Mit einem Störsender können die Sensoren/Aktoren schnell außer Betrieb genommen werden. Daher plane ich z.B. auch die Bewegungsmelder (für den Alarm) fest zu verkabeln. Einen Nachteil hat EnOcean allerdings, die fehlende Verschlüsselung. Natürlich gibt es mittlerweile auch bei einigen EnOcean Sensoren/Aktoren die Möglichkeit verschlüsselte Telegramme zu senden aber dies beschränkt sich auf relativ wenige EEP-Profile. Weiterhin unterstützt Loxone aktuell keine Verschlüsselung bei EnOcean-Telegrammen. Nahezu jede Kommunikation verläuft unverschlüsselt. Mit etwas Aufwand lassen sich auch Telegramme mehrfach senden oder faken. Dadurch kann man mit einigem Aufwand, alle Funktionen meines Smart Homes auch mit einem Laptop + EnOcean Gateway aus einem Auto heraus vor dem Haus steuern. Dieser Aspekt war für mich der Hauptauslöser um nun doch auf Loxone Air umzuschwenken. Folgende Punkte sprechen somit für Loxone Air:
- Verschlüsselung per IPSec: dadurch hohe Sicherheit vor Angriffen Dritter
- Bestätigungstelegramme: die Ankunft eines Befehls wird sichergestellt
- Mesh-Netzwerktechnologie: dadurch Erhöhte Funk-Reichweite
- Updatefähigkeit der Firmware: einzelnen Sensoren/Aktoren können aktualisiert werden, dadurch auch (schnelles) Handeln bei Bugs oder Sicherheitslücken möglich
- Automatische Erkennung: schnelle Einbindung neuer Sensoren/Aktoren
Für einige Problemstellungen werde ich vermutlich auch weiterhin auf EnOcean setzen, da es hier (günstige) Lösungen gibt bei denen man bei Loxone noch vergeblich sucht. So gibt es z.B. noch keinen analogen Ein-/Ausgang via Loxone Air, auch einfache Steckdosen (Weihnachtsbeleuchtung an/aus) lassen sich mittels NodOn In Wall Module zu weniger als Hälfte des Preises Schalten. Diese Einsatzgebiete beschränken sich dann aber auf unkritische Bereiche, bei denen auch ein Angriff von außen unproblematisch wäre.
Dieser Text soll Anderen, die vor ähnlicher Frage stehen, dazu dienen, eine passende Entscheidung zu finden.
Gruß Hannes
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